Sprachcomputer bei Aphasie

Eine Aphasie, wörtlich übersetzt „fehlende Sprache“, meint eine Sprachstörung und/oder Sprachverständnisstörung. Das heißt, außer dem Sprechen kann auch das Verstehen, Lesen und Schreiben gestört sein.

Nur selten entsteht ein vollständiger Verlust der Sprechfähigkeit. Daher kann fast immer ein Sprachcomputer bei Aphasie die Kommunikation mit der Außenwelt wieder ermöglichen.

Eine Aphasie bezeichnet immer eine Beeinträchtigung des Sprachareals im Gehirn. In den allermeisten Fällen wird eine Aphasie durch einen Schlaganfall ausgelöst. Auch ein Unfall (Schädel-Hirn-Trauma), ein Hirntumor, eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, Entzündungen oder Multiple Sklerose, Alzheimer / Demenz, Vergiftungen oder ein Hirnaneurysma kann die Ursache für eine Aphasie sein.

Was auch immer der Auslöser einer Aphasie ist, sie kann unterschiedliche Ausprägungen haben, was das Sprachverstehen und die Sprachbildung betreffen. Jede Hirnschädigung wirkt sich anders aus. Dem muss ein Sprachcomputer, der bei der Kommunikation helfen soll oder diese erst ermöglicht, Rechnung tragen und stets auf die individuellen Fähigkeiten einstellbar sein. Moderne Sprachcomputer, auch Talker genannt, können bei Wortfindungsstörungen beispielsweise durch Anlautier-Funktionen helfen oder bei Schwierigkeiten im Satzbau oder in den Wortbedeutungen durch eine vorgebene Satz-Matrix, Themenoberflächen und Bebilderung Hilfestellung geben. Daher ist der Begriff des Sprachcomputers zu eng gewählt und man spricht bei einem komplexen Sprachcomputer auch von einer elektronischen Kommunikationshilfe.

Allen Aphasikern ist gemein, dass das Sprechen durcheinander gerät. Häufig sind zugleich mehrere Sprachfähigkeiten betroffen. Die Ausprägungen sind vielfältig, z. B. Wortfindungsstörungen, Verwendung falscher Wörter, überschießende Sprachproduktion oder Produktion unsinniger Aussagen.

Im Laufe der Zeit erfolgt meistens eine Übernahme der sprachlichen Aufgaben durch andere Hirnareale – oder sogar eine Reaktivierung der betroffenen Hirnbereiche. Daher sind Sprachcomputer in der Oberfläche flexibel und können mit dem aktuellen Fähigkeitsstand mitwachsen.

Eine Grundlage, um eine Kommunikationshilfe korrekt auf den Nutzer einzustellen, kann außer der logpädischen Einschätzung ein Aphasietest sein, wie etwa der Aachener Aphasie Test. Bei diesem werden in sechs Untertests die Fähigkeiten aller sprachlichen Ebenen ermittelt, d. h. zur Spontansprache, zu kognitiven Fähigkeiten, zum Nachsprechen, zur Schriftsprache, zum Benennenkönnen von Objekten und Situationen und zum Sprachverständnis, einschließlich der Schweregrade der Einschränkungen.

Die Ergebnisse des AAT können hilfreich sein, den Sprachcomputer in puncto Phonologie (Laute), Lexikon (Wortzugriff), Syntax (Satzbau) und Semantik (Bedeutungen) individuell anzupassen.

Der Mediziner unterscheidet zwischen Globaler Aphasie, Wernicke-Aphasie, Broca-Aphasie und amnestische Aphasie, die sich darin unterscheiden, ob ein flüssiges Sprechen möglich und Wortverständnis vorhanden ist:

Eine amnestische Aphasie meint eine Aphasie mit vorhandenem Sprachverständnis und flüssigem Sprechen, also verständlicher Artikulation, jedoch mit Wortfindungsstörungen.

Eine Wernicke-Aphasie meint ein flüssiges Sprechen bei gestörtem Verstehen der Sprache. Es treten überschießende Sprachproduktion, Lautverwechslungen, Wortverwechslungen und Satzteilverwechslungen auf (Kauderwelsch).

Die Broca-Aphasie beschreibt ein gutes Sprachverständnis bei Einschränkungen im flüssigen Sprechen, was sich z. B. in einem telegrammartigem Sprechstil und der Produktion unvollständiger Sätzre zeigt. Man könnte auch sagen, ein Mensch mit Broca-Aphasie hat Schwierigkeiten, seine Gedanken in Worte zu fassen. Mit einer Broca-Aphasie ist aber keine Sprechstörung gemeint, sondern eine Störung der Sprachbildung – als Basis für das Sprechenkönnen. Trotzdem kann natürlich zusätzlich zur Aphasie auch eine Artikulationsstörungen (Dysarthrophonie) auftreten, also eine (motorische) Störung der Lautbildung, etwa im Kehlkopf, den Stimmbändern oder der Zungenmuskulatur. Eine Dysarthrophonie ist bei Parkinson oder nach einem Schlaganfall sogar nicht selten.

Eine globale Aphasie meint gestörtes Sprechen und Verstehen, auch Lesen und Schreiben ist dem Globalen Aphasiker in der Regel nicht möglich. Es kommt zu unsinnigen Silben oder Nutzung von Floskeln.

Wichtig zu wissen ist, dass mit „Aphasie“ keine geistige Behinderung bezeichnet wird, wenn auch zusätzlich kognitive Einschränkungen möglich sind, die dann häufig auf eine gemeinsame Ursache zurückgehen. Auch eingeschränkte Gedächtnisleistungen oder Konzentrationsschwächen sowie Sehstörungen und auch Lähmungen insbesondere der rechten Körperhälfte können auf eine gemeinsame Ursache zurückgehen und sind daher nicht selten bei Aphasikern. Ein Sprachcomputer ist aber in nahezu allen Fällen ansteuerbar und bedienbar, auch bei einem hohen Grad an kognitiven und motorischen Einschränkungen.

Im Gegensatz zur Dysphasie, der angeborenen Sprachstörung, meint eine Aphasie den Verlust einer vorher existenten Sprache. Ein Sprachcomputer muss also nicht dabei helfen, die Sprache zu erlernen, sondern wiederzuentdecken. Daher spricht man auch von „unterstützter Kommunikation“.

Eine Aphasie ist auch gegen eine Sprechapraxie anzugrenzen, bei dieser ist die Planung der Sprechbewegung im Gehirn gestört. Dies hat aber ihre Ursache nicht in der Schädigung der Sprachzentren, sondern der für die willkürliche Handlungen zuständigen Hirnregionen.

Sprachcomputer versus Sprachtherapie?

Sprachcomputer und Sprachtherapie schließen sich keineswegs aus: Die Kommunikationsstrategie, die auf einem Sprachcomputer hinterlegt ist, erfolgt üblicherweise in Absprache mit der betreuuenden Logopädin / dem betreuenden Logopäden im Rahmen der Sprachtherapie.

Im hektischen Alltag ist nicht immer Zeit, dem Dialogpartner eine ausreichende Zeit einzuräumen, um z. B. ein fehlendes Wort zu finden, und es bleibt nicht aus, dass aphasische Menschen trotz besseren Wissens bevormundet werden. Ein Sprachcomputer ist nicht nur Kommunikationshilfe, sondern bietet auch Funktionen um z. B. mittels Sprachspiele seine sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern, getreu dem Motto, dass jedes von selbst wiedergefundene Wort ein positives Lernerlebnis ist.

Ein Sprachcomputer kann dem Nicht-Verstanden-Werden und den damit verbundenen Gefühlen wie Isolation, Verzeiflung, Wut und Depression entgegenwirken und einer Antriebslosigkeit vorbeugen.

Sprachcomputer für Aphasiker bei eingeschränktem Sprachverständnis

Das Sprachverständnis spielt bei der Bedienung eines Sprachcomputers naturgemäß eine große Rolle. Ein Sprachcomputer bei Aphasie ist entsprechend auf die Fähigkeiten des Nutzers anpassbar, etwa ob ein Textkommunikations- oder ein Bildkommunikationsystem genutzt wird und welche weiteren Hilfestellungen wie Anlautieren bei Wortfindungsstörungen, Hilfestellungen beim Satzbau oder vieles mehr im Rahmen der Sprachtherapie als sinnvoll erachtet werden.

Sprachcomputer bei eingeschränkter Motorik

Sprachcomputer für Aphasiker, die standardmäßig mit einem Touch-Bildschirm ausgestattet sind, können bei motorischen Einschränkungen mit zusätzlichen Ansteuerungsgeräten versehen werden, z. B. einer Augensteuerung.

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